Vereins-Chronik

Im Spätjahr 1920, die Wunden des Ersten Weltkrieges waren noch längst nicht verheilt, trafen sich acht junge Männer, die bereits damals den Angelsport betrieben, um ihre lose Gemeinschaft zu einer Vereinigung zusammenzuführen. Es waren dies Jakob Frank, Jakob Gelb, Karl Herrmann, Friedrich Hetzer, Eugen Lüdecke, Josef Peter, Paul Rychel und Ludwig Stadler. Den spärlichen Unterlagen aus der Gründungszeit war zu entnehmen, dass der Verein bei der Abschlussversammlung am 09.11.1921 siebzehn Mitglieder zählte.

Dies waren die Anfangszeiten des ASV Hockenheim. Es wurde gemeinsam geangelt, gefeiert und die Mitgliederzahlen stiegen nach und nach. 

Am 07.12.1959 wurde erstmals seitens der Mitglieder der Antrag zur Durchführung eines Fischerfestes gestellt. Die damals amtierende Vorstandschaft wies diesen Antrag mit aller Schärfe mit der Begründung zurück, dass das finanzielle Risiko zu groß sei und man mit den Berufsfischern, deren Unterstützung man brauchte, nicht gerade das beste Verhältnis hatte. Die Mehrheit der Mitglieder in dieser Versammlung gab sich jedoch mit dem Beschluss des Vorstandes nicht zufrieden. Bei der am 08.08.1959 stattfindenden Versammlung war der Punkt Fischerfest Nummer 1. Nach langer Debatte erklärte sich das Mitglied Werner Marquetant bereit, sofern er noch einige freiwillige Helfer finde, das Fest an der „Schinderhütte“ auf eigene Verantwortung für den Verein zu organisieren. Auf Anhieb fanden sich 18 Mitglieder und so wurde das erste Fischerfest am 29. und 30 August 1959 durchgeführt. Der finanzielle Erfolg blieb dank der aufopferungsvollen und ungemeinnützigen Arbeit dieser 18 Idealisten nicht aus und bewies, dass die Vorstandschaft mit ihren Bedenken nicht Recht hatte. Auch 1960 und 1961 fand an der gleichen Stelle mit wachsendem finanziellem Erfolg das Fest statt. Aufgrund der Abholzung der schattenspendenden Bäume an der „Schinderhütte“ verzichtete man 1962 darauf, ein Fest abzuhalten.

 

In den Jahren 1963/64 wählte man den Messplatz als Veranstaltungsort der Fischerfeste. Es war selbstverständlich, dass man hierzu ein großes Zelt benötigte. Was der Aufbau, der Betrieb und der Abbau an Kräften für die verhältnismäßig kleine Schar an Idealisten bedeutete, war nicht vorauszusehen. Es wurden fast unmenschliche Forderungen an den Einzelnen gestellt. Die Helfer kamen nicht mehr aus ihren Kleidern und waren am Ende dem physischen Zusammenbruch nahe. Auch stand der Einsatz in keinem Verhältnis zum Gewinn. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Beteiligten in den nächsten drei Jahren festmüde wurden und erst wieder 1967 beim ehemaligen Fahrerlager am Motodrom ein Fischerfest veranstalteten. Auch hier war wieder jeder Einzelne enorm gefordert. Der Erfolg spornt jedoch an. Das erkennt man daran, dass das Fischerfest, das inzwischen Tradition ist, im Jubiläumsjahr ( 1995 ) zum 36. Mal gefeiert wurde.

Das Jahr 1970 war geprägt durch das 50jährige Vereinsjubiläum. Auftakt hierzu bildete das Fischerfest, das vom 25. und 26. Juni im ehemaligen Fahrerlager am Motodrom durchgeführt wurde. Die Hockenheimer Tageszeitung schrieb damals: „Organisatorisch eine Meisterleistung und hygienisch unübertroffen. Anerkennenswert die Zusammenarbeit der Mitglieder, vor allem deren Ehefrauen, die blitzblank in weiß sich präsentierten und aus ihrer mustergültigen Küche eine große Auswahl an delikaten Fischen ihren Besuchern anboten.

 

 

Um gegen alle Witterungsverhältnisse gewappnet zu sein ließ der Verein ein Festzelt aufstellen, das ein beachtliches Fassungsvermögen hatte. Wie richtig diese Maßnahme war, zeigte bereits der Samstag mit seinem unbeständigen Wetter. Kaum alle Besucher konnten in dem Zelt untergebracht werden, so zahlreich waren sie erschienen.

Aber kaum war das Fischerfest vorüber, wurde von der Stadt Hockenheim anlässlich des „1. Großen Preises“ die Bitte an den Verein herangetragen, das Festzelt stehen zu lassen und am darauf folgenden Wochenende erneut einen Großeinsatz zu starten. Wiederum musste an die Einsatzbereitschaft der einzelnen Mitglieder appelliert werden. Aber auch diesmal ließen die Petrijünger ihren Verein nicht im Stich.

Als der 1. Vorsitzende Rudolf Zimmermann am 24. Oktober 1970 im damaligen Vereinslokal „Zum Stadtpark“ die zahlreich erschienenen Gäste zur Jubiläums- und Königsfeier willkommen hieß, waren seit der Gründung des Vereins 5 Jahrzehnte vergangen und die Mitgliederzahl enorm in die Höhe geschnellt. Das 50-jährige Jubiläum wurde zu einem Fest der Ehrungen und Preisverleihungen. Dies war darauf zurückzuführen, dass ein enormer Nachholbedarf darin bestand, die langjährige, treue Mitgliedschaft einzelner Mitglieder seitens des Vereins entsprechend zu würdigen und den besonderen Verdiensten einer großen Reihe weiterer Mitglieder Anerkennung zu zollen. Allen voran stand als einziges Gründungsmitglied Jakob Frank. Er wurde durch den Vorsitzenden des Badischen Sportfischerverbandes, Erwin Schneider, mit der kleinen goldenen Ehrennadel des Vereins Deutscher Sportfischer für 50jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Insgesamt überreichte Schneider an 21 Mitglieder Ehrennadeln des VDSF und des BSFV. Der Verein selbst ehrte 18 Mitglieder und führte in Verbindung mit der Königsfeier die Ehrung des Anglerkönigs und seiner Prinzen durch. Ein mehrfacher Umtrunk aus dem Königspokal beschloss den offiziellen Teil der Jubiläums- und Königsfeier.

 

 

Das Jahr 1973 wurde für den ASV zu einem turbulenten und arbeitsreichem Jahr. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Forstamt Schwetzingen gelang es, das Wasser in dem zur damaligen Zeit entstehenden Baggersee in Abt. I/19 – beim ehemaligen Bahnwärterhaus Dickgießer – zu pachten

Aber der Reihe nach:
In einer Gemeinderatssitzung im September 1972 wies der damalige Bürgermeister Kurt Buchter darauf hin, dass die Verwaltung bereits im Jahr 1966 mit dem staatlichen Forstamt Schwetzingen Verhandlungen aufgenommen hatte, um über den Ausbau des Baggersees zu einem Naherholungsgebiet zu diskutieren. Ursprünglich war geplant, dass das Forstamt und die Stadtverwaltung gemeinsam das zukünftige Naherholungsgebiet tragen sollten. Dr. Buchter ließ keinen Zweifel daran, dass in diesem Fall schon die Personalknappheit einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Der Bürgermeister erkannte die Lösung, dem Hockenheimer Angelsportverein das Fischwasser pachtweise zu überlassen, als realistisch beste Möglichkeit. Zunächst stieß man beim Forstamt mit dieser Lösung auf wenig Gegenliebe, weil das Forstamt einen Badesee ausbauen wollte. Nach erneuten Verhandlungen erklärte sich das Forstamt mit dem Vorschlag der Verwaltung einverstanden. Der neuen Planung zu Folge sollte das Gebiet um den Baggersee begrünt werden, eine Seeuferpromenade entstehen, kleine Ruderboote ihre Kreise ziehen, Menschen in Liegestühlen auf der Wiese bräunen und schließlich Kinder auf neu einzurichtenden Spielplätzen toben. Diese Pläne konnten, wie wir inzwischen alle wissen, nicht realisiert werden.

Große Aufmerksamkeit herrschte dann bei der Hauptversammlung im Februar 1973, als der 1. Vorsitzende Rudolf Zimmermann das Thema Baggersee erwähnte. Er schilderte ausführlich die Bemühungen des Angelsportvereins, zu einem eigenen Fischgewässer zu kommen. In der HTZ vom 07.02.1973 stand u. a. zu lesen: „Heute sei es nun endlich so weit, dass der Angelsportverein kurz vor Vertragsabschluss mit dem Wasserwirtschaftsamt für das Fischwasser steht“.

Nachdem Fischereisachverständige des Regierungspräsidiums Nordbaden Wasseranalysen hatten durchführen lassen, wurden ein Besatzplan für Jungfische ausgearbeitet und die ersten Forellen eingesetzt.

Empört und entrüstet reagierten die Mitglieder des Vereins wenige Monate später, als „Vandalen am Baggersee hausten“. Offensichtlich aus reiner Zerstörungswut wurde der Zaun durchschnitten, Schlösser aufgebrochen, junge Birken mutwillig herausgerissen und ins Wasser geworfen, Angelgeräte im Wasser versenkt und im Fischerkahn ein offenes Feuer gelegt. Sogar Schlingen wurden von Wilderern auf dem Gelände angebracht, die die Polizei abmontieren musste. Ebenso hatten nächtliche Schwimmer die Netze der Fischzuchtanlage durchschnitten und so einen beträchtlichen Schaden verursacht.

Erfreuliches gab es dann 1974 zu berichten. Unter der Überschrift in der HTZ „Kontakte bei Fisch und Bier“ wurde das deutsch-amerikanische Backfischfest in Oftersheim angesprochen, das im September stattfand. Nach dem großen Erfolg des deutsch-amerikanischen Familientages auf dem Gelände des „Rod-and-Gun-Clubs“ Oftersheim stand fest, dass man bald wieder zu einem solchen „Country-Fest“ einladen würde. Damals waren die Oftersheimer Schützen die Initiatoren, nunmehr wollten die Sportfischer nicht zurückstehen. Sie luden zu einem Backfischfest ein. Deutsche und amerikanische Sportfischer hielten zusammen. In diesem Falle waren die Hockenheimer Sportfischer unter ihrem neuen 1. Vorsitzenden Alfred Krupp und Schriftführer Walter Mühlbach, die dem 2. Vorsitzenden der amerikanischen Sportfischer, Richard Pakutka, mit Rat und Tat helfend zur Seite standen. Man hörte von amerikanischer Seite sehr viel Lob über die Hockenheimer, weil sie ihre Erfahrungen gerne weitergaben. Für die Amerikaner war dies das erste Fest dieser Art. Aufgrund des gelungenen Festes und als Dank für die gute Zusammenarbeit lud der „Rod-and-Gun-Club“ die Helfer des Angelsportvereins zu einem gemeinsamen Essen mit anschließendem Tanz ein.

In den 70er Jahren beteiligte sich der Verein auch mehrmals aktiv beim Hockenheimer Faschingsumzug. Im Mai 1975 erfolgte erstmals auch eine Beteiligung am „Hockenheimer Mai“. Eine Standplatzverlegung – bedingt durch den Neubau des Rathauses – führte dazu, dass der ASV 1987 zum letzten Mal an dieser Veranstaltung teilnahm. Ein Novum in der Vereinsgeschichte war auch, dass man über mehrere Jahre hinweg die Ehrengäste der Stadt Hockenheim kostenlos beim „Hockenheimer Mai“ bewirtete.

 

 

Zu einer Spaltung des Vereins kam es 1977. In der Vorstandssitzung gab der damalige Vorsitzende Alfred Krupp bekannt, dass sich in Hockenheim ein zweiter Angelsportverein (SFC Eisvogel) etabliert hatte. Laut der damaligen Satzung wurden alle Mitglieder, die diesem neuen Verein beitraten, aus dem Stammverein ausgeschlossen, sofern diese nicht freiwillig aus dem Verein ausgeschieden waren. Dieser Passus ist in der heute gültigen Satzung nicht mehr vorhanden.

Aufgrund von Missständen, die zwischenzeitlich am Vereinsgewässer auftraten und teilweise katastrophale Ausmaße annahmen, fand im Oktober 1982 eine Begehung des Baggersees mit Herrn Forstdirektor Gihr vom Forstamt Schwetzingen, Herrn Forstamtmann Geiger sowie dem 1. Vorsitzenden Otto Getrost und Kassierer Günther Illius statt, die zur Folge hatte, dass der See in Zukunft für die Bevölkerung geschlossen wurde.

Was war geschehen?
Durch die stetig steigende Anzahl von Nacktbadegästen in den letzten Jahren während der Badesaison fühlten sich auch viele Hockenheimer Bürger belästigt. Übrigens sei hier an dieser Stelle vermerkt, dass die Mehrzahl der Badenden keine Hockenheimer Bürger waren. Des Weiteren wurden sehr viele Pflanzen, Sträucher und Jungbäume zum Feuermachen verwendet. Auch die vom Forstamt aufgestellte Schutzhütte wurde mehrmals angezündet und niedergebrannt. Außerdem entstand dem Verein durch die Badenden in Form von Schwarzfischern ein beträchtlicher Schaden. Ebenso war das Angeln am Baggersee, bedingt durch die große Ansammlung von Badegästen, zum Teil nicht mehr möglich. Man darf schließlich auch nicht vergessen, dass der ASV den Baggersee mit einem großen Arbeits- und Kostenaufwand unterhielt bzw. heute noch unterhält.

Die Empörung über die Schließung des Sees war so groß, dass eine Gruppe, die sich „Bürgerinitiative Hockenheim“ nannte, eine Unterschriftenaktion startete und sich für die Wiedereröffnung der Tore am Baggersee einsetzte. Inzwischen ist ein Teil des Baggersees in den Monaten April bis Oktober für die Bevölkerung wieder zugänglich, um auch sie an der schönen Natur teilhaben zu lassen.

Baden ist allerdings VERBOTEN.

Auch in den späten 80er Jahren erlebte der Verein Höhen und Tiefen. Mangelnde Einsatzbereitschaft seitens der Mitglieder bei den Fischerfesten, wenig Teilnehmer bei den Arbeitseinsätzen am Baggersee, geringer Besuch bei den Mitgliederversammlungen, waren eindeutiges Indiz für das Nachlassen des Interesses am Vereinsleben. Dies mag wohl als Zeichen dieser Zeit zu werten sein.

Ein ständiger Wechsel der Lager für die zum Fischerfest benötigten Geräte führte 1989 zum Kauf von drei Fertiggaragen, deren Aufstellung auf einem vorübergehend von der Stadt zugewiesenen Gelände erfolgte und somit auch nur als Provisorium anzusehen war. 1993 erwarb der ASV von der Stadt Hockenheim ein Grundstück im Altwingertweg 23. Nach erteilter Baugenehmigung begann man noch im gleichen Jahr mit dem Bau des Gerätelagers.

 

 

Seit Beginn der 90er Jahre befindet sich der Verein wieder im Aufwind. Gut besuchte Jahresabschlussfeiern, hervorragend frequentierter Zuspruch bei der wieder eingeführten Nikolausfeier und zahlreiche Teilnehmer bei den verschiedenen Angeln – die inzwischen häufig am Vereinsgewässer ausgetragen werden – lassen optimistisch in die Zukunft schauen.

Gab es im Gründungsjahr 1920 ein paar Idealisten, die den Verein ins Leben riefen, so gibt es auch heute Mitglieder, die ihre ganze Kraft und ihren Idealismus dafür einsetzen, dass der ASV auch in Zukunft im Hockenheimer Vereinsleben eine feste Größe bleiben wird.

Dem Verfasser sei noch eine Anmerkung erlaubt. Eine Chronik zu schreiben gestaltet sich oft als äußerst schwierig. Das merkt man aber erst, wenn man sich intensiv mit der Thematik beschäftigt. Es wird wahrscheinlich Leser geben, die vergeblich nach Ereignissen suchen, die gerade für sie interessant sind, dem Verfasser aber unwichtig erschienen oder gar unbekannt sind. Deshalb will und kann dieser vorliegende Bericht über die Geschichte des Angelsportvereins keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

(W. Vetterolf, 2018)

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